»Wo die Gefahr ist, wächst das Rettende auch.« Friedrich Hölderlin
Heute ist „Gründonnerstag“. Als Christen denken wir an den letzten Abend, den Jesus mit seinen Vertrauten verbracht hat. An diesem Abend ist er ihnen auf eine ganz besondere Weise nahegekommen: Zum letzten Mal und beim letzten Mahl. Sie haben das letzte Mal zusammen gegessen.
»Gründonnerstag« hat mit der Farbe Grün nichts zu tun. »Gründonnerstag« kommt von „greinen“, das so viel bedeutet wie „weinen“: An diesem Tag hat Jesus seinem Tod in die Augen geschaut. Auch am Abend, beim letzten Essen mit seinen Freundinnen und Freunden warf Jesu Tod seinen Schatten voraus.
Es war gezeichnet von der Trauer und Zerrissenheit des Abschieds und war zugleich Zeichen immerwährender Hoffnung; derjenigen Hoffnung, in der wir alle mit Christus verbunden sind und zugleich untereinander und mit allen Menschen. Das letzte Abendmahl war Abschieds- und Hoffnungsmahl, nicht nur das Ende, sondern auch ein neuer Anfang, der immer wieder geschehen kann.
Jesus hat seine Freunde und uns alle aufgefordert, dieses Abendmahl als Zeichen niemals vergehender Hoffnung immer wieder miteinander zu feiern. Denn damit feiern wir, dass wir zu ihm gehören und er zu uns, dass wir in ihm sind und er in uns. – Ein Zeichen der Liebe, die uns mit ihm verbindet und mit allen Menschen dieser Erde. Wir sind ein Leib, wir sind eins mit ihm. Das ist der Sinn seiner letzten Worte: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.“ Wir – alle Menschen – sind in die unauflösliche Gemeinschaft und Einheit mit ihm gesetzt, in einen neuen Bund: „Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut.“ – Vergesst das nie und erinnert euch daran, sooft ihr aus dem Kelch trinkt.
In Hoffnung und Liebe sind wir eng verbunden – in allen Situationen unseres Alltags: In unseren schweren Stunden und unseren fröhlichen Augenblicken ist Christus da – leidet mit und freut sich mit. Wie wir an dem einen Brot teilhaben, so sind wir durch die eine mitfühlende Liebe miteinander verbunden.
Deshalb ist Jesu letztes Abendmahl Zeichen gegen alle Spaltungen, Brüche und Ausgrenzungen in unserer Gesellschaft und allen Gesellschaften auf dieser Erde. Es ist Zeichen der umfassenden, universalen Solidarität der gesamten Menschheit, die stets getragen ist von der Hoffnung und der Liebe, die Gott selbst ist. Ein Gott, der mitlebt, mitliebt und mitleidet durch dick und dünn, durch Not und Bedrohung.
Wo immer deshalb Gefahr ist – da wächst das Rettende auch. Wo wir uns in der Bedrohung und Not sehen, in Christus da und wir umso gegenwärtiger.
Heute in Zeiten der Bedrohung, in Zeiten des erneuten Krieges in Europa und auch der nach wie vor nicht beendeten Corona-Pandemie, mögen wir uns an Jesu Worte beim Abendmahl erinnern… und vielleicht wir werden das nächste Abendmahl mit anderen, zuversichtlicheren Augen feiern.
Andreas Bader, Pastor