„Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Geld.“ (Mt. 6, 24)
Die deutsche Sprache ist reich an Redewendungen. Eine davon lautet: »Du kannst nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen.« Es ist nötig, sich für eine von beiden – und am besten die richtige – zu entscheiden. »Entscheiden« ist für alle Menschen von elementarer Bedeutung. Wen wundert es da, dass die Redewendung von „den zwei Hochzeiten“, bildlich zwar unterschiedlich, der Sache nach aber in vielen anderen Sprachen dieser Erde gleichbedeutend vorkommt. Im Englischen heißt es z.B.: »Du kannst nicht einen Kuchen haben und ihn gleichzeitig essen.« Im Portugiesischen lautet diese Weisheit: »Du kannst dir nicht Sonnenschein auf der Terrasse wünschen, während es zugleich auf dem Rübenfeld nebenan regnen soll.
Es ist im Leben notwendig, sich zu entscheiden. Da gibt es alltägliche Entscheidungen, etwa was ich kochen oder essen soll oder welche Kleidung ich für heute aussuche. Es gibt allerdings auch Entscheidungen, die eine Tragweite über den jeweiligen Tag oder die besondere Situation hinaus haben. Es ist wichtig, sich die Wahl der Berufsausbildung genau und besonnen zu überlegen. Die Wahl der Lebenspartner*in ist keine Bagatelle. Das und Ähnliches weiß jeder und jede. Mit jeder Entscheidung wähle ich eine für mich wichtige Möglichkeit aus und schließe damit zugleich alle anderen Möglichkeiten aus. – Es ist ein alltägliches Geschäft, das für das Weiterkommen im Leben wesentlich ist. Die meisten Menschen haben es selbst schon erlebt, wie lähmend und entmutigend es ist, wenn sie keine Entscheidung getroffen oder sie eine viel zu lange Zeit vor sich hergeschoben haben.
Niemand kann alles haben, wonach er begehrt. Keine kann alles tun, was sie sich wünscht. Niemand erhält andauernd große Anerkennung. Wer dennoch danach trachtet, wird krank an seiner Seele. Wir sind zur Entscheidung gezwungen – zwischen Tun und Lassen. – Aber jede und jeder hat die Entscheidungsfreiheit, nicht zu wollen, was er nicht hat und stattdessen heiteren Mutes, das zu wollen, was er hat.
Jede Entscheidung braucht Kraft und Entscheidungsfreiheit. Wenn ich an den einzelnen Dingen klebe und keinen Abstand zu ihnen habe, wenn ich mich von meinen Wünschen, Erwartungen und auch von den falschen, weil unrealistischen Bildern von mir selbst abhängig mache, büße ich meine Entscheidungsfreiheit ein.
Der griechische Philosoph Epiktet sagte dazu: »Wenn du in deinem Leben und deiner Entwicklung vorankommen willst, dann halte es aus, dass man dich wegen äußerer Dinge für töricht und einfältig hält, und habe auch nicht den Wunsch, den Anschein zu erwecken, etwas besonders gut zu verstehen. Wenn andere es von dir glauben, dann misstraue dir selbst. Wisse, dass du nicht deine naturgegebene Entscheidungsfreiheit und die äußeren Dinge zugleich bewahren kannst. Es gibt vielmehr nur ein Entweder-Oder: Wer sich um das eine sorgt, wird das andere notwendig vernachlässigen.« Entweder ich klebe an meinen Wünschen und Vorhaben fest oder ich bewahre mir meine Freiheit zu entscheiden. Beides schließt sich gegenseitig aus. Es liegt auf der Hand, welches von beiden mich im Leben vorankommen lässt.
Jesus hat dies in seiner Bergpredigt so ausgedrückt: »Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld.« Mit »Geld« meint Jesus nicht allein das eigene Kapital und den eigenen Besitz. Es umfasst zugleich meine Wünsche und mein Wollen, mein Begehren nach Erfolg, Anerkennung und vermeintlicher Sicherheit. Ihr könnt nicht auf all das aus und fixiert sein, ohne dass ihr dadurch Gott und euch selbst verliert. Entscheidungsfreiheit habe ich nicht einfach zur Verfügung. Sie ist im Vertrauen auf Gott da. Worauf will ich vertrauen ‑ «Geld» oder Gott? Entweder – Oder!
Andreas Bader, Pastor