Die Gnade Gottes wirkt Zufriedenheit und Dankbarkeit.
Wohl alle Menschen wollen in ihrem Leben glücklich und zufrieden sein. Vielen scheinen dabei ihr beruflicher Erfolg und ihre Leistungen, ihr Ansehen bei anderen und auch ihr Besitz eine notwendige und manchmal wohl auch ausreichende Voraussetzung zu sein.
Anderen ist dabei zugleich bewusst, dass man nicht alles allein durch sich selbst vermag. Die meisten Dinge, die man braucht und nutzt, hat man nicht selbst hergestellt. Menschen wissen sich im Leben auf andere angewiesen. Der eigene Erfolg beispielsweise hängt davon ab, ob man sich darauf einlassen kann, zusammen mit anderen in einem Team zu arbeiten. Menschen leben von den Begegnungen mit anderen, ihren Ideen, ihrer Zuwendung. Niemand lebt für sich allein. Alle sind auf andere angewiesen, ohne dabei von ihnen abhängig zu sein.
Wie kann ich zufrieden und glücklich leben – im Blick auf mich selbst und mein Leben mit anderen? Mit dieser Frage haben sich Menschen seit Jahrtausenden beschäftigt. Es ist die Frage, die sich besonders Philosophen immer gestellt haben und stellen. Übereinstimmend lautet ihre Antwort: »Sei, wer du bist!« Dein Wert liegt nicht in deinen Anstrengungen und Leistungen, nicht in all dem, wozu du dich erst zwingen musst. Dein Selbstwert leidet, wenn du dich über dich über dich selbst ärgerst, dich verurteilst oder sonst wie streng zu dir bist. Dein Selbstrespekt nimmt Schaden, wenn du dich von anderen und ihrer Meinung abhängig machst.
Seneca sagt, das Nötigste zum Zufriedensein ist: »Glaube an dich selbst und vertraue, dass du auf dem rechten Wege bist. Davon lass dich nicht abbringen, indem du den Spuren anderer folgst, die in alle möglichen Richtungen weisen.« Dieser »Glaube an sich selbst« ist für Seneca etwas »Großes und nahezu Göttliches«. Er bewirkt Unerschütterlichkeit und Standfestigkeit. Er ist grundlegende Zuversicht im Leben. Seneca nennt es »Seelenruhe« oder «Gelassenheit«.
Das deutsche Wort »Gelassenheit« hat der christliche Mystiker Meister Eckhart geprägt. Im Kern meint es für ihn, „sich selbst zu Gott hin lassen“: Gott-Gelassenheit. »Man muss erst lassen können, um gelassen zu sein.« Gelassenheit ergibt sich, wenn ich ins bedingungslose Vertrauen zu Gott trete und alles sein lasse, woraus ich in gewohnter Weise den eigenen Selbstwert beziehe. Dann wird sichtbar, dass ich alles für mein Leben tatsächlich Nötige nicht durch mich selbst habe, nicht selbst herstelle, sondern es empfange.
Für Paulus bedeutet dieses Empfangen das Wirken der göttlichen Gnade. »Was hast du, das du nicht empfangen hast?« fragt er im 1. Korintherbrief (4, 7). Er ist gewiss: »Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.« (1. Kor. 15,10) und diese »Gnade ist genug« (2. Kor. 12, 9). Alles, was wir tun können, ist uns für diese Gnade empfänglich zu machen.
Wie können wir glücklich und zufrieden leben? Indem wir gegenwärtig sind, wer wir sind – wir können ohnehin niemand anderes sein. Das heißt, sich anzunehmen, wertzuschätzen, lieb zu haben – einfach so, wie ich jetzt bin, mich jetzt spüre und empfinde. An sich selbst glauben, bedeutet zu vertrauen, dass ich genug bin, wie ich jetzt bin. Ich mache mich weder von den eigenen idealen Ansprüchen noch denen anderer abhängig. All das blende ich aus, lasse ich, wenn ich ins Vertrauen trete und mich so zu Gott hin lasse. Es entsteht »Gelassenheit«, die sich empfänglich hält für Gottes Gnade und Liebe.
Wie kann ich glücklich leben? – Sei in jedem Moment, wie du bist! Glaub an dich! Lass dich zu Gott hin und lebe gelassen aus seiner Gnade! Hol dich aus aller Betriebsamkeit und Unruhe immer wieder dorthin zurück und in das, was du jetzt tust!
Das macht zufrieden. Eine tiefe Dankbarkeit und Freude, am Leben zu sein, steigt auf. Ich werde aktiv für den, der mich jetzt und konkret braucht.
Euer Andreas Bader, Pastor