Was mich stark macht für den nächsten Schritt.

Was verbindet den Cellisten Yo-Yo Ma mit der Punkrock Band Die Toten Hosen? Was verbindet Barbara Streisand mit Johnny Cash? Was DJ Ötzi mit Andrea Bocelli? Was die irische Musikgruppe Celtic Woman mit Pink Floyd? – Alle zusammen sind Musiker!

Weiterfragt: Was verbindet sie alle zusammen mit dem Fußball, genauer und allen voran mit dem FC Liverpool und dann auch mit Borussia Dortmund? – Es ist das Lied »You’ll Never Walk Alone«.

Das Stück stammt ursprünglich von Richard Rodgers (Musik) und Oscar Hammerstein (Text), das beide für das Finale des Broadway-Musicals Carousel (1945 uraufgeführt) geschrieben haben. Allgemein bekannt wurde das Lied durch die Liverpooler Combo »Gerry and the Pacemakers«, die damit 1963 wochenlang die britischen Charts anführte. Seitdem erklingt es als Stadion-Hymne an der Anfield-Road und ist zu dem wohl bekanntesten aller Fangesänge geworden. Das Kürzel »YNWA« diente schon zur Namensgebung für Kinder. Seit 1996 schließlich ist es mit einem neuen Arrangement auch im Westfalenstadion in Dortmund zu hören.

Wer schon live im Stadion »You’ll Never Walk Alone« mitgesungen oder mitgehört hat, besonders im Liverpooler Stadion an der Anfield Road, der hat den Zauber des Liedes erfahren. Er hat hautnah erlebt, wie sehr der Song die Fans zusammenschweißt, wie sehr er der eigenen Mannschaft den Rücken stärkt, wie sehr der Zusammenhalt von Fans und Mannschaft drohende Niederlagen in Siege verwandelt: „Du wirst niemals allein gehen!“

Das Wundervolle und Zauberhafte dieses Gesangs besteht gerade darin, dass er vom Verbunden-Sein spricht. Er redet von der Gemeinschaftstreue in schwerer Zeit. Ein Blick in den Original-Text macht das klar: „Wenn du durch einen Sturm gehen musst – behalt deine Kopf oben. / Und hab keine Angst vor der Dunkelheit – Am Ende des Sturms gibt es einen goldenen Himmel / und das lieblich silberne Lied einer Lerche.

– Geh‘ weiter! Durch den Wind – Geh‘ weiter! Durch den Regen / Auch wenn deine Träume hin und hergeworfen oder weggeweht werden.

– Geh weiter! Geh weiter! Mit Hoffnung im Herzen. / Und: Du wirst niemals allein gehen/ Niemals gehst du allein!“

Es ist das Gefühl der Verbundenheit mit anderen, das mich Schwierigkeiten überwinden lässt. Das Empfinden, in einer Gemeinschaft zu leben, macht mich lebendig, kreativ, mutig für den nächsten, vielleicht schweren Schritt machen. Ich bin nicht allein – niemals – das macht mich stark. Weiß Gott: Das ist nicht nur im Stadion so. Die »gelbe Wand im Rücken« und »echte Liebe im Herzen« sind, übertragen gedacht, in jedem Augenblick meines Lebens entscheidend. In einem Interview hat Gerry Marsden gesagt: »Manche sagen, das Lied ist wie ein Gebet.« Ich glaube, diese Leute haben Recht.

Mein Leben ist für die Gemeinschaft mit anderen bestimmt. Je mehr ich mich mit ihnen verbunden fühle, desto leichter ist es, auch Stürme, Scheitern, zerplatzte Träume und Wünsche zu überwinden. In der Begegnung mit anderen, sagt Jesus, »bin ich mitten unter ihnen.« Das macht es möglich weiterzugehen.

»Geh weiter!« Mach einen Schritt nach dem anderen! Verhake dich nicht in deinen Vorstellungen, Ängsten und Sorgen! Das ist die wichtigste Anweisung durch alle Religionen hindurch. Es ist die zentrale Forderung des Zen-Buddhismus Japans wie auch des Christentums. »Geh, geh weiter, setz einen Fuß vor den andern, vom Zweifel geh weiter zum Glauben, und kümmere dich nicht um das, was unmöglich scheint. Entzünde ein Feuer, selbst mit den Dornen, die dich zerreißen.« (Frère Roger, ehem. Prior von Taizé): Walk on – You’ll never walk alone!

Andreas Bader, Pastor