Glück ist nichts in Zufälliges, sondern liegt in unserer Entscheidung, das Gute zu tun.

Alle Menschen wollen glücklich sein. Alle Menschen haben die unterschiedlichsten Vorstellungen davon, was Glück ist.

»Glück gehabt!« sagen manche, wenn Dinge einfach gut ausgehen. Glück ist Schicksal. Es kommt von außen auf mich zu – zufällig. Es gibt Menschen, die ihre Hoffnung daraufsetzen, dass ihnen ein günstiges Schicksal wie durch einen Zauber begegnen werde. Das Glück kommt ‚über‘ mich, ohne dass ich dafür etwas Besonderes tun muss. Was aber, wenn das Schicksal seine Launen hat und sich Glück – möglicherweise dauerhaft – nicht einstellt? Kann ich glücklich werden, wenn ich nur untätig abwarte und mich damit von den wechselnden Umständen des Lebens abhängig mache? – Wohl kaum!

Niemandem begegnet das Glück einfach an jeder Ecke, wusste bereits Marc Aurel. Für mein Glück bin ich selbst gefordert: Ein gutes Schicksal beruht auf guten, angemessenen Entscheidungen, guten Ideen und guten Taten. Glück ergibt sich nicht einfach von selbst. Es hängt von meiner Entscheidung, etwas zu tun, ab. Glück ist eine Frage der Haltung zum Leben, der ‚Moral‘.

Heute sagen wir gewöhnlich: »Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.« – Noch drastischer lautet diese moderne Lebenshaltung: »Ich bin ein großer Anhänger des Glücks. Je härter ich arbeite, desto mehr Glück scheine ich zu haben.« Aber ist Glück allein abhängig von meinem Ehrgeiz und meiner Arbeitsleistung? Auch das: Wohl kaum!

Ich muss etwas für mein Glück tun, kann auch nicht heißen: ‚Hauptsache, ich tue etwas!‘, gleichgültig, was es ist. Es bedeutet genauso wenig, ich kann mir alle meine Wünsche selbst erfüllen und das Leben im ‚Griff‘ haben. Moral ist kein Aktionismus und keine Selbstherrlichkeit.

Eine rechte Einstellung zum Leben wäre stattdessen, zur gegebenen Zeit das Richtige, d.h., das Gute, zu tun. Es kommt darauf an, in jeder Situation das Passende zu tun. Was das Passende ist, kann ich aber nur selbst entscheiden. Es wird erst deutlich, wenn ich meine Situation, das was ist, wahrnehme und mich mit allem so annehme, wie ich bin. Meine Situation wird deshalb nur klar, wenn ich mit mir selbst in Kontakt trete. Die eigenen Möglichkeiten zeigen sich allein im unmittelbaren Vollzug meines Lebens. Entscheidungen sind keine gedanklichen Vorstellungen, sondern praktisches Tun. Es funktioniert eben nicht, mir das Gute nur theoretisch auszudenken, um es dann irgendwann später vielleicht einmal zu tun. Es wird nur wirklich, indem ich es tatsächlich selbst tue, und zwar jetzt, in meiner gegenwärtigen Situation. So stellt sich Glück von selbst ein. Ich bin nicht darauf angewiesen, einmal Glück zu haben. Was wäre, wenn es mich glücklich machte, das Gute zu tun – für andere und mich selbst – und nicht das, was mein individuelles, privates Wohlfühlen verspricht?

„Das Passende tun!“ – Damit stehe ich mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Ich habe mein Lebenshaus nicht auf den Sand eines zufällig günstigen Schicksals gebaut. Im Gleichnis vom »Hausbau« sagt Jesus: »Wer meine Worte hört und tut sie, der ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund gebaut hat.« (Mt. 7, 24) Seine Worte haben Bestand, auch wenn »Himmel und Erde vergehen« (Mt. 24,35). Das bleibende Wort Gottes in mir, in der immer unmittelbaren eigenen Situation, ist das Gute. Ich höre es nur im Kontakt zu mir. Es ist ein »Tu-Wort«, ein Wort, um es zu tun. Nur so wird das Gute und das Reich Gottes in dieser Welt wirklich. Kann ich auf andere Weise glücklich werden?

»Moral: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.« (Erich Kästner), und zwar so, wie ich es kann.

Andreas Bader, Pastor