Was wir von den Blumen fürs Leben lernen können.

Es gibt Menschen, die mögen Blumengeschenke nicht. Sie empfinden sie schlicht als unpassend. Manche lehnen es ab, Schnittblumen geschenkt zubekommen. Sie verblühen ihnen zu schnell. Schenkenden geht es häufig entsprechend: „Ich schenke Topfblumen, da hat man länger etwas davon.“

Dem amerikanischen Philosophen und Schriftsteller Ralph Waldo Emerson ging es mit den Blumen anders. In einem seiner Essays schreibt er: »Blumen und Früchte sind stets passende Geschenke. Blumen, weil sie eine trotzige Behauptung dafür sind, dass ein Lichtstrahl der Schönheit alle Nützlichkeiten der Welt an Wert überstrahlt.« An anderer Stelle bemerkt er: »Blumen sind das Lächeln der Erde.« Die Schönheit der Blumen weist uns Menschen darauf hin, dass es mehr gibt als wir selbst denkend errechnen können, mehr als wir technisch herstellen können, mehr als die Funktionszusammenhänge dieser Welt, die wir um unserer Sicherheit willen kontrollieren. Ihre Schönheit kann nicht begründet werden. Blumen blühen einfach, weil sie blühen. Alle Versuche, ihre Schönheit von irgendwoher vernünftig abzuleiten, greifen nicht.

Blumen sind mit ihrer Schönheit Zeichen der Hoffnung aus einer anderen Welt.

Allerdings, eine Blume verblüht. Sie ist vergänglich. Aber nimmt diese Vergänglichkeit ihr die Schönheit? Es gibt jedenfalls Menschen, die behaupten, eine Rose sei immer schön: Als Knospe, als gerade aufspringende Blüte, als voll erblühte und auch als vertrocknete. Manche pressen Blumen und konservieren ihre Schönheit damit auf längere Zeit.

In der Bibel sind Blumen Bilder für uns Menschen – in unserer Schönheit wie Vergänglichkeit. Jesus nennt die Schönheit der Lilien, die selbst die Pracht des Königs Salomon bei weitem überragen. Die Schönheit der Lilien ist Symbol für die natürliche und geschenkte Schönheit eines jeden Menschen, ohne dass er sich erst darum sorgen müsste. Gott selbst sorgt bei weitem mehr um uns als um die Blumen, die er doch so wunderschön gemacht hat.

Auch die Vergänglichkeit der Blumen ist Thema in der Bibel. Sie ist Erinnerung an unsere eigene menschliche Endlichkeit und Sterblichkeit. Wie die Blumen, so vergehen auch wir selbst. »Alle Menschen sind vergänglich wie das Gras; mit all ihrer Herrlichkeit ergeht es ihnen wie den Blumen auf der Wiese. Das Gras verdorrt, die Blumen verwelken«, lautet es im 1. Petrusbrief. Auch Jesus weiß, dass die Feldblumen »heute noch blühen und morgen verbrannt werden.«

Wir »Menschenblumen« werden und vergehen. Unser Leben überhaupt ist ein Werden und so auch ein Vergehen. Alles Neue, das uns geschieht, ist auch ein Abschied von dem, was zuvor war, dem Alten und Vergangenem. Ehrlich gesagt, können wir nichts festhalten. Wo wir es versuchen, wird es uns schwer fallen zu leben. Gott behauptet, dass dies kein Grund dafür ist, dauerhaft zu erschrecken. Denn in diesem Werden und Vergehen bleiben wir von ihm getragen, gehalten in seinen liebevollen Armen. Sein Reich bleibt, sein »Wort« besteht in Ewigkeit und ist verlässlich ‑ Das unverbrüchliche Wort, das am Anfang war und noch am Ende sein wird. Das Wort, das Gott selbst ist und das sagt: »Werde!«. Das Wort, das sagt: „Du bist immer schön – wie eine Rose!“ gleich wo du auf deiner Lebensreise bist. Genieße ihre Augenblicke!

Ich verschenke gerne Blumen – auch geschnittene – weil sie mich erinnern an Werden und Vergehen und unvergängliche Schönheit.

Andreas Bader, Pastor

 

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